Fertigung und Auslegung von Kegelrädern nach Musterteilen oder nach Zeichnungen
Heute waren wir bei Michael Dürlamm, unserem Meister, der die Verzahnungsabteilung seit 1999 führt. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Verzahnungsauslegung von Musterteilen bei TANDLER und wir wollten mehr davon erfahren.
Moin Michael, könntest Du uns schildern, wie Verzahnungsauslegungen von Kegelrädern nach Musterteilen bei TANDLER erstellt werden?
Der Kunde schickt uns einen Radsatz und fragt, ob wir genau diese Verzahnung herstellen können. Wenn es um bogenverzahnte Kegelräder geht, landen sie bei mir. Als erstes fange ich mit dem Zählen der Zähne und der Bestimmung der Spiralrichtung an. Danach folgt das Messen von Außendurchmesser, Innendurchmesser, Zahnbreite usw. an. Dies sind die Grunddaten, für das Zahnrad Berechnungsprogramm „KIMOS“ von Firma Klingelnberg. Wenn die Berechnung in KIMOS abgeschlossen ist, haben wir alle Daten, sogenannte Neutraldaten, die wir für die Produktion des Radsatzes brauchen. Diese Neutraldaten können von der Messmaschine, der Kegelradfräsmaschine und der Kegelradschleifmaschine eingelesen werden. Dann gehe ich mit den Musterteilen an die Messmaschine und prüfe, ob das, was Kimos gerechnet hat, dem Musterradsatz entspricht. Ich bekomme einen Messdiagram heraus, in dem die Abweichungen von den Musterteilen, zu den in KIMOS errechneten Neutraldaten angezeigt werden.
Kann es vorkommen, dass die Messwerte viel abweichen?
Ja, das ist gar nicht ungewöhnlich, z. B. bei Abweichungen im Spiralwinkel. Der Spiralwinkel zeigt wie schräg der Zahn auf dem Radkörper ist. Der Spiralwinkel hat entscheidenden Einfluss auf die auftretenden Lagerkräfte. Wenn der Spiralwinkel nicht stimmt, dann können die Lager ganz schnell kaputt gehen. Auf dem ersten Blick sieht man den genauen Spiralwinkel nicht, deswegen müssen wir auf die Prüfmaschine und den Spiralwinkel messen. Dann kann es vorkommen, dass wir zurück zu KIMOS müssen, um in der Verzahnungsauslegung den Spiralwinkel dem Messdiagram anzupassen. Dieser Kreislauf, Korrektur der Verzahnungsauslegung, neu Messen muss schon ein paar Mal durchlaufen werden, um am Ende so wenige Abweichungen wie möglich zwischen Verzahnungsauslegung und Musterteilen zu gewährleisten. Dann kommt das Musterteil ins Labor unserer hauseigenen Härterei zwecks Materialbestimmung.
Und was dann?
Dann checke ich, ob alle Werkzeuge für die Herstellung der Verzahnung bereit wären und gebe dem Verkauf die Bestätigung, dass wir den Radsatz nachbauen können. Dann wird ein Angebot an den Kunden geschickt. Wenn das ok von Kunden da ist, werden aus den vorher erstellen Skizzen, Zeichnungen mit allen Fertigungstoleranzen erstellt und die Radkörper gehen in die Produktion.
Für das Verzahnungsfräsen, Verzahnungsschleifen und Messen werden jetzt die vorher, an den Musterteilen, erstellten Neutraldaten genutzt. Nach dem Verzahnen kommen die Radkörper in die Härterei, danach zum Schleifen und als letztes in die Endkontrolle.
Können die Kunden uns anstatt einem Musterteil auch eine Zeichnung schicken?
Ja, dann müssen wir die erforderlichen Eingabe Werte in KIMOS aus der Zeichnung heraus lesen. Der Ablauf ist, nach der Dateneingabe im KIMOS, der Gleiche wie bei den Musterteilen.
Können wir die Verzahnungen besser auslegen und produzieren, als die Verzahnungen, die der Kunde uns gegeben hat?
Das kann durchaus der Fall sein! Schon in der Auslegungsphase können wir das Tragbild in KIMOS sehen und gegeben falls Modifikationen vornehmen. Wenn wir festgestellt haben, dass das Tragbild vom Muster Radsatz nicht mehr optimal ist, können wir unserem Kunden eine verbesserte Version anbieten, um die Laufeigenschaften zu verbessern und eine möglichst lange Lebensdauer zu garantieren. Das bedeutet, wir können nicht nur ein Musterteil nachbauen sondern auch optimieren. Das gilt natürlich auch für die Materialwahl. Hiermit kann auch die Festigkeit und somit die Lebensdauer z. T. deutlich erhöht werden.